Die Satire Medaillen von Karl Götz
von Rudolf Elhardt
Der Münchner Graveur Karl Götz lebte in unruhiger Zeit, vor dem 1. Weltkrieg bis nach dem 2. Weltkrieg. In dieser Zeit erlebte er die Monarchie, die Weltkriege, die Weimarer Zeit, die Hitler-Zeit und die Nachkriegszeit und dokumentierte die großen Ereignisse mit über 600 verschiedenen Medaillen. Mit seiner Graveur-Kunst, mit seinem Einfallsreichtum und altmeisterlichen Perfektion gehört er zu den hervorragenden Münzschneidern des 20. Jahrhunderts. Unter Münzsammlern in den USA ist er so beliebt, dass es einen besonderen amerikanischen Karl-Götz-Sammlerverein gibt.
Von 1913 bis 1923 verausgabte Götz über 80 Satire-Medaillen, die sowohl bei Geschichts-interessierten wie bei Numismatikern besonders beliebt sind. Es handelt sich um die Dokumentation von unterschiedlichen Themen wie Ironie über politische Situationen, Abrechnung mit dem entflohenen Kaiser Wilhelm II., Klagen über soziale Missstände und über den Geldwert-Verfall. Außerdem spießt Götz ironisch den Hitler-Putsch von 1923 auf, die Umstände der alliierten Besetzung des Rheinlandes.
Die folgenschwerste Ausgabe einer der Götz-Satire-Medaillen erschien anlässlich der Versenkung desenglischen Schiffes durch ein deutsches U-Boot im Jahre 1915. Dabei starben über 1200 Personen. Das Handels- und Passagierschiff Lusitania war trotz Warnungen mit Waffen für Großbritannien beladen. Eine Beschießung durch feindliche U-Boote war durch das Kriegsrecht gerechtfertigt. Die englische Admiralität unterstellte jedoch der deutschen Seite, die Lusitania wissentlich in eine Falle gelockt zu haben. Sie nahm Götzens Medaille auf und prägte sie zur Stützung ihrer Behauptung 300 000 mal. Diese Fälschungen wurden mit Erläuterungen im Schächtelchen an Neutrale verteilt. Die Empörung über das deutsche Vorgehen in den USA führte zu einem Meinungsumschwung: Die USA trat 1917 tatsächlich in den Krieg ein.
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